„Politische Börsen haben kurze Beine“ – wer mag heute noch daran glauben?
Sehr geehrte Mandantinnen und Mandanten,
im letzten Bericht griffen wir das alte (oben zitierte) Börsensprichwort auf und deuteten in Anlehnung an die Entwicklungen in Frankreich im Jahr 2024 an, dass es nicht immer stimmen muss. Wir haben uns damals nicht wirklich vorstellen können, was ein paar Monate später geschah und wie „vorausschauend“ unsere Zweifel an dieser Weisheit waren:
Die Themen des aktuellen Berichtes:
- Kommentar zur Entwicklung
- Ausblick
Kommentar zur Entwicklung
Der Ende Januar 2025 ins Amt eingeführte neue (alte) US-Präsident Donald Trump trampelte mit seinem Regierungsteam in alle Ecken (politischer, militärischer, wirtschaftlicher und kultureller Art) und erschütterte nicht nur die fundamentalen Grundsätze der US-Demokratie, sondern auch alle Weisheiten, Gepflogenheiten und Vereinbarungen, die im wirtschaftlichen Miteinander seit Jahrzehnten / Jahrhunderten Gültigkeit hatten. Spätestens mit der Verkündung der „neuen“ Zollregeln am 02. April muss allen klar geworden sein, für den US-Präsidenten gilt nur das Recht des Stärkeren und der kann in erpresserischer Form alles außer Kraft setzen, was ihm missfällt.
Damit zerstörte er in kürzester Zeit sämtliches Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit der USA!!!
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Kapitalmärkte in den letzten Wochen „verrückt“ gespielt haben, denn alle Grundprinzipien, die bis dato galten, sind – was die USA angeht – obsolet.
Ein Blick auf die Entwicklung der US-Währung seit Anfang April 2025 zeigt die Dramatik und das Ausmaß des Schadens, den Herr Trump (bewusst oder unbewusst) angerichtet hat. Zwar wollte er eine Schwächung des US-Dollar herbeiführen, aber eine Abwertung von rund 10% in wenigen Wochen, war wahrscheinlich nicht sein Ziel. Die parallel dazu einsetzende Flucht aus US-Staatsanleihen, die die Renditen am Kapitalmarkt auf rund 4,5% p.a. für 10-jährige Anleihen steigen ließ, ist ein Beleg, dass die USA massiv Vertrauen verloren haben – und das (davon gehen wir aus) auch langfristig.
Der ebenfalls erfolgte massive Kursrückgang bei US-Aktien ist in diesem „Zusammenspiel“ eher eine „Begleiterscheinung“, die auch mit anderen Aspekten (mehrere Jahre starke Aufwärtsbewegung in Verbindung mit teilweise hohen Bewertungen) hätte erklärt werden können – und nicht zwingend mit der Erschütterung des Vertrauens in die Rechtsstaatlichkeit der USA.
Trotz dieses Kursrückgangs bleiben wir in US-Aktien investiert, meiden aber nach wie vor (und mit noch mehr Überzeugung) US-Staatsanleihen. Denn wir erachten die Gefahr einer Enteignung von Aktionären in den USA auch unter diesem Präsidenten für gering (nicht so wie in Russland 2022). Allerdings können wir uns eine zwangsweise Umstrukturierung (längere Laufzeiten, geringere Verzinsung o.ä.) von US-Staatsanleihen durchaus vorstellen. Das wäre u.E. zwar der ultimative Schritt, das Vertrauen in die USA final zu zerstören, aber inzwischen muss man das Undenkbare in Erwägung ziehen.
Insofern gilt weiterhin die Aussage aus den letzten Berichten: Es bedarf ein großes Maß an Nerven, aber es gibt auch in Zukunft Chancen.
Unser Vorgehen, im Anleihebereich auf kurze Restlaufzeiten mit großem Schwerpunkt auf EUR-Investments sowie globale Aktieninvestments zu setzen, ändert sich vor diesem Hintergrund nicht – auch wenn ein gewisses „Mehr“ an europäischen Investments in Betracht gezogen wird. Der Fokus bei der Titelauswahl bleibt weiterhin auf der Substanzkraft der Unternehmen, denn die wird u.E. in den kommenden Monaten/ Jahren von Nöten sein. Fundamental eher schwache Unternehmen werden es u.U. sehr schwer haben und es wird auch Unternehmen geben, die den Entwicklungen zum Opfer fallen. Langfristig werden aus diesem Selektionsprozess die gut geführten, fundamental starken Unternehmen profitieren und gestärkt aus dieser schwierigen Phase hervorgehen.
Im Zuge einer engeren Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmensgruppe (Hövelrat, Proaktiva, TAM) wird es zukünftig keinen eigenen TAM-Kapitalmarktbericht mehr geben. Wir werden unser know-how in den Newsletter der Gruppe einbringen und dann das gemeinsame „Werk“ unseren Mandanten und Mandantinnen, Interessenten und Interessentinnen zur Verfügung stellen..
Wie immer, stehen wir Ihnen für Fragen oder Anregungen gern zur Verfügung und freuen uns auf interessante Gespräche mit Ihnen
Ihre Vermögensverwalter der TAM AG