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Donnerstag, 15.Oktober 2020, 18.30 Uhr, Konferenzcall mit Markus Koch, Börsenkorrespondent in New York

Der Blick über den Teich

Informationen von einem profilierten Berichterstatter direkt aus den USA zu bekommen, hilft, manche Dinge besse einordnen zu können.

Folgende Botschaften wurden vermittelt:
  1. Vor der US-Wahl am 03.November 2020 bzw. bis zur vollständigen Auszählung aller Stimmen und der finalen Verkündung des Ergebnisses, sollte nicht mit einem weiteren Konjunkturpaket für die US-Wirtschaft gerechnet werden.  
  2. Gewinnt der Kandidat Joe Biden, ist mit einem Stimulus über mehr als 5 Billionen USD zu rechnen. Unabhängig der damit verbundenen deutlichen Ausweitung der Staatsverschuldung, wären die Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit auch für die Börsen gigantisch
  3. Biden kündigt im Wahlprogramm an, die Unternehmenssteuern von derzeit 21% auf 28% zu erhöhen. Das allein wäre schädlich für die Konjunktur. Die Investmentbank Goldman Sachs hat aber errechnet, dass die Stützung durch die unter 2. genannten monetären Maßnahmen den Märkten deutlich mehr helfen, als sie durch Steuererhöhungen verlieren könnten.
    Möglich ist, dass die aktuellen Krisengewinner wie Informations- und Kommunikationstechnologie erst einmal zu den Verlierern gehören. Profitieren würden Unternehmen aus den Sektoren Infrastruktur und Umwelt, denn Biden will lt. seines Wahlprogramms auch das Pariser Klimaabkommen aus 2015 reaktivieren. 
  1. Corona – Fallzahlen steigen und die Börsen ignorieren das bisher. Einen neuen globalen Lockdown sieht in den USA wohl niemand. Begründung: die Kollateralschäden auf die Wirtschaft wären unbezahlbar. 
  2. Man rechnet nicht mehr mit einer steilen „V“-förmigen Erholung der Konjunktur, sondern eher mir einer „U“-förmigen oder mit einer flacheren „V“-förmigen.
  3. Immerhin melden zum Ende des dritten Quartals 77% der US-amerikanischen Unternehmen Jobzuwächse. Die Segmente Luftfahrt, Gastronomie und Tourismus leiden, am Stärksten der Bereich „Low Wage“, also Dienstleistungen aus den Niedriglohnsektor. Ebenso stehen klassische Industrieunternehmen massiv unter Druck, Energie und Banken auch. Bei Banken muss differenziert werden. Diejenigen, die sich wie Goldman Sachs auf Investmentgeschäfte konzentrieren, gehören zu den Gewinnern. Banken wie Wells Fargo, die unter zu vielen und vor allem auch schlechten Krediten leiden, verlieren. 
  4. Interessant noch die Information, dass sich lt. Umfragen nur etwa 23% der US-Bevölkerung impfen lassen würde. 
  5. Die vielleicht wichtigste Botschaft ist, dass die Investitionsbereitschaft der US-Unternehmen unter einem Präsidenten Biden wieder steigen könnte. Man unterstellt einer Regierung unter seiner Präsidentschaft eine deutlich stärkere Vertragssicherheit. 
Anmerkung:

Letztlich ist es nahezu egal, wer von beiden gewinnt. Absolut entscheidend für die Kapitalmärkte ist die Zins- und Geldpolitik – beides wird locker bleiben. Bedeutet: viel „neues“ Geld und außerordentlich niedrige Zinsen.  Die Börsen werden wahrscheinlich nur dann negativ reagieren, wenn die Wahl knapp ausgeht und das Ergebnis angefochten wird. Ob von Trump oder Biden spielt dabei keine Rolle.

Kommentar Ingo Asalla